Achtsamkeit / Stressbewältigung
                                Robert Jüttner

Depression

Depressionen

Über fünf Millionen Menschen erkranken in Deutschland jährlich an Depressionen. Wer sich in die Hände eines erfahrenen Therapeuten begibt, hat gute Chancen sprichwörtlich wieder Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Leider werden 90% der Patienten nach Beendigung der Therapie rückfällig. Das wirft die Frage auf, was man ausser Medikamenten und dem regelmäßigen Gang zum Arzt tun kann, um das Risiko eines Rückfalls zu verringern? 
Achtsamkeit ist ein möglicher Weg. Studien belegen, dass die Rückfallquote nach Beendigung einer Therapie nur noch bei 50% liegt, wenn der oder die Betroffene gleichzeitig Achtsamkeitsmeditation praktiziert. 
Ein wichtiger Faktor wie sich Achtsamkeit positiv auf die Befindlichkeit auswirken kann, ist der Umgang mit den eigenen Gedanken. Wer einmal in der Spirale negativen Denkens gefangen ist, tut sich schwer damit, wieder aus ihr herauszufinden.
Sein eigenes Denken bewusst wahrzunehmen und durch das Praktizieren von Achtsamkeit zu erforschen und dadurch Einsichten in die eigenen Denkprozesse zu erhalten, ist der erste Schritt auf dem Weg zur Besserung. Es geht dabei nicht um das Unterdrücken oder Wegschieben von Gedanken. Wir werden uns der Gedanken zunächst einmal gewahr. Wir bewerten nicht, lehnen nicht ab oder folgen den Gedanken. Wir beobachten und registrieren, was auftaucht und wieder vorbeizieht. Dabei wird uns bewusst, wie vergänglich die eigenen Gedanken sind, wie unzusammenhängend und willkürlich sie oftmals durch unseren Kopf spuken. Diese Praxis erscheint zunächst ungewöhnlich. Doch mit einiger Übung kann es gelingen, die eigenen Gedanken mit Abstand zu betrachten und somit ihre Wirkung auf die eigene seelische Verfassung zu verringern.
In der Achtsamkeitsmeditation machen wir die Erfahrung, dass wir zwar Gedanken haben, aber eben nicht unsere Gedanken sind. Diese Erkenntnis ist für viele Menschen äußerst entlastend. Weil sich die meisten von uns so mit ihren Gedanken identifizieren, dass sie glauben sie seien mit ihnen identisch. Doch Gedanken sind lediglich flüchtige Objekte des Geistes, die auftauchen und wieder verschwinden. Sie sind keine objektive Realität, sondern sind das Ergebnis unserer Wahrnehmung. Eine Wahrnehmung, die oft auf alten Konditionierungen beruht. Achtsamkeit gibt uns die Freiheit, zu entscheiden, ob wir uns mit unseren Gedanken beschäftigen wollen oder nicht, ob wir auf sie hören wollen oder nicht, und mit fortschreitender Praxis lernen wir auch zu unterscheiden, welche Gedanken für unser Wohlergehen förderlich sind und welche nicht.
 
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