Achtsamkeit / Stressbewältigung
Robert Jüttner
Achtsamkeit
In einer Welt, in der das Tempo täglich anzieht, ist es nicht leicht zur Ruhe zu kommen und mit den Belastungen des Alltags umzugehen; mit dem Druck und den Erwartungen, aber auch mit Schmerz und Verlust, beides unvermeidliche Bestandteile des Lebens. Wie kann Achtsamkeit dabei helfen, diesen Herausforderungen zu begegnen?
Wenn wir Achtsamkeit praktizieren, registrieren wir (vielleicht zum ersten Mal), dass wir uns ständig in einem inneren Dialog mit uns selbst befinden. In der Regel, ohne es zu bemerken. Häufig sind wir mit Vergangenheit oder Zukunft beschäftigt, auch wenn diese für den gegenwärtigen Moment nicht relevant sind. Wir bedauern rückblickend, sind traurig oder wütend, sehnen uns zurück oder blicken ängstlich und skeptisch in eine Zukunft, die wir noch nicht kennen. Solche Gedanken verursachen Stress. — Wir sind buchstäblich Leidtragende unserer eigenen Gedanken.
Wenn Sie sich dafür entscheiden, Achtsamkeit zu einem Teil Ihres Lebens zu machen, werden Sie ungeachtet der Belastungen und Stürme des Alltags einen »Ort« in sich entdecken, der von all den Wirren unberührt bleibt. Einen Ort, der Ihnen immer zur Verfügung steht, wenn Sie sich mit dem gegenwärigen Moment verbinden. Wenn Sie sich mit der Fähigkeit verbinden, zu beobachten, was in Ihnen und um Sie herum vor sich geht, ohne es sofort zu beurteilen. Es eröffnet Ihnen die Chance, bewusst zu agieren, anstatt gewohnheitsmäßig und automatisch zu reagieren. Und vermutlich werden Sie die Erfahrung machen, dass Glück und Lebensfreude weniger von äußeren Bedingungen als vielmehr von unserer geistigen Haltung abhängig sind.
Achtsamkeit ist eine Fähigkeit, die erlernt und durch kontinuierliche Praxis vertieft werden kann. Ihre Wirkung ist durch unzählige wissenschaftliche Studien belegt worden. Sie senkt die Wahrscheinlichkeit einer depressiven Verstimmung signifikant und ist ein wirksames Mittel zur Burnout-Prävention. Sie stärkt nachweislich das Immunsystem, lindert Ängste und gibt uns die Kontrolle zurück, die uns im Alltag so oft zu entgleiten droht. In vielen Kliniken weltweit ist sie mittlerweile Teil des therapeutischen Alltags.
Wenn Sie sich einmal mit der Achtsamkeit vertraut gemacht haben, werden Sie entdecken, dass niemand so viel für Sie tun kann wie Sie selbst. Sie werden gewissermaßen Ihr eigener Lehrer. Alles was Sie brauchen, ist ein neugieriger und offener Geist.